Google Analytics 4 (kurz: GA4) ist in aller Munde, denn ab 1. Juli 2023 speichert das aktuelle “Universal Analytics” keine neuen Daten mehr. Marketer sind somit gezwungen, entweder auf eine Google Analytics Alternative umzusteigen oder das neue Google Analytics 4 zu nutzen. Wir räumen mit vier Irrtümern über dieses neue Web-Tracking Tool auf, die sich seit der Einführung im Herbst 2020 hartnäckig halten.
Irrtum #1: In GA4 gibt es keine Sitzungen mehr
Diese Behauptung ist falsch. In GA4 gibt es sehr wohl noch Sitzungen, allerdings wird diese Metrik anders berechnet als in Universal Analytics.
Für Sitzungen in Universal Analytics gilt folgende Definition:
A session is a group of user interactions with your website that take place within a given time frame. For example a single session can contain multiple page views, events, social interactions, and ecommerce transactions. Learn more about the different request types in Analytics.
Google Support
In Google Analytics 4 basiert die Ermittlung einer Sitzung auf Basis des “start_session” Ereignisses. Beim Aufruf der Website generiert GA4 dieses Ereignis gemeinsam mit einer Sitzungs-ID. Alle nachfolgenden Ereignisse werden mit dieser Sitzungs-ID verknüpft.
Der Grund, warum sich dieser Irrtum bereits sehr lange hält, liegt unserer Meinung nach am neuen Datenmodell von GA4. Dieses basiert nur noch auf “Nutzer” und “Ereignisse” (2-Level-Modell), während das Modell von Universal Analytics auf “Nutzer”, “Sitzungen” und “Hits” aufgebaut war:
Dieses Datenmodell lässt sehr schnell den Trugschluss zu, dass Sitzungen aus GA4 eliminiert wurden, was allerdings falsch ist.
Durch die neue Definition der Sitzungen ergeben sich zwei wichtige Unterschiede in der Berechnung dieser Metrik:
Universal Analytics | Google Analytics 4 |
Sitzungen werden um Mitternacht automatisch neu gestartet | Sitzungen werden um Mitternacht nicht automatisch neu gestartet |
Wenn ein neuer Kampagnenparameter erkannt wird, wird eine neue Sitzung gestartet | Sitzungen werden bei neuen Kampagnenparameter nicht neu gestartet |
Es gibt aber weiterhin Gemeinsamkeiten bei der Berechnung von Sitzungen:
- Die Standardlänge einer Sitzung ist 30 Minuten
- Kehrt ein Besucher auf die Website zurück, nachdem die 30 Minuten abgelaufen sind, wird eine neue Sitzung gestartet
Diese Unterschiede können dazu führen, dass die Sitzungen in Universal Analytics und GA4 nicht 100% ident sind.
Irrtum #2: In GA4 gibt es keine Bounce Rate mehr
Auch diese Behauptung ist falsch. Die Bounce Rate – ein wichtiger Indikator für die Evaluierung von Landingpages – existiert in GA4 weiterhin. Allerdings ist es sehr wichtig, die Definition dieses Messwerts in GA4 zu verstehen, da dieser anders berechnet wird und somit nicht dieselben Ergebnisse wie Universal Analytics liefert.
Für Universal Analytics und GA4 gelten folgende Definitionen:
Universal Analytics | Google Analytics 4 |
Der Prozentsatz der Besuche einer einzigen Seite ohne Interaktion mit der Seite | Der Prozentsatz der Sitzungen, bei denen es keine Interaktion gab |
Als Interaktion gilt: – (Neuer) Seitenaufruf – Ereignis – Transaktion | Als Interaktion gilt: – Mindestens 2 Seitenaufrufe – Conversion Ereignis – Besuchsdauer länger als 10 Sekunden |
Auf den ersten Blick sieht die Definition sehr ähnlich aus, der Unterschied liegt allerdings bei der Interaktion. GA4 zieht die Besuchslänge von mehr als 10 Sekunden in die Interaktion mit ein. Das ist der Hauptgrund, warum die Bounce Rates der beiden Tools teilweise sehr unterschiedlich ausfallen.
Die Berechnung des Messwerts erfolgt in Universal Analytics übrigens direkt, während es sich in GA4 um den Kehrwert der Interaktionsrate handelt. Den Messwert “Interaktionsrate” hat es in Universal Analytics bisher nicht gegeben.
Irrtum #3: In GA4 gibt es keine Segmente mehr
Wer sich in GA4 auf die Suche nach Segmenten begibt, kann sehr schnell zu dem Schluss kommen, dass diese in GA4 nur noch in der explorativen Datenanalyse vorkommen und in den Berichten nicht mehr verfügbar sind.
Das ist falsch, denn die “Segmente” wurden in den Berichten einfach auf “Vergleiche” umbenannt:
Klickt man auf “Vergleich hinzufügen“, öffnet sich auf der rechten Seite ein Layer mit den Einstellungsmöglichkeiten für diesen Vergleich:
In der explorativen Datenanalyse findet man diese Funktion weiterhin unter dem Namen “Segmente”. Dieser Umstand führt aus unserer Sicht zu dem Irrtum, dass Segmente aus den Berichten verschwunden seien.
Irrtum #4: GA4 bietet weniger Reports als Universal Analytics
Vergleicht man die Standard Reports von Universal Analytics mit denen von GA4, so sieht es auf den ersten Blick so aus, als ob Google die Reports deutlich reduziert hat.
Der Grund für diese “Reduzierung” ist allerdings ein positiver, den GA4 erlaubt es seinen Nutzern, individuelle Reports direkt in das Berichte-Menü zu integrieren. So ist es möglich, GA4 individuell und auf die eigenen Bedürfnisse angepasst zu nutzen, was sehr viele Vorteile mit sich bringt.
In Universal Analytics war das Berichte-Menü nicht veränderbar, benutzerdefinierte Berichte waren nur unter dem Menüpunkt “Anpassung > Benutzerdefinierte Berichte” zu finden.
Neben dieser Möglichkeit bietet GA4 noch weitere Features, die für die tägliche Nutzung sehr vorteilhaft sind. Nutzer können Standard Berichte mit der “Bearbeiten” Funktion sehr einfach bearbeiten und speichern. So kann man auch bereits vorhandene Berichte auf die eigene Situation anpassen.
Fazit
Der Umstieg auf GA4 ist nicht einfach, da Google bei dem Tool einiges geändert hat. Als Nutzer muss man sich hier erst zurechtfinden. Hat man allerdings diese Einstiegshürde erst einmal geschafft, sind wir davon überzeugt, dass einem GA4 noch sehr viel Freude bereiten wird
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